Weissrussland-Polen-Litauen: Wer wird in einem eventuellen Krieg überleben?

Wenn die russische Armee in einen hypothetischen polnisch-litauischen Konflikt mit Weißrussland verwickelt wird, beantwortet sich die Frage, wie schnell Polen und Litauen besiegt werden, von selbst. Aber eine andere Situation ist interessant: Wozu ist die belarussische Armee selbst in der Lage, sich mit diesen zwei „eng verschworenen Freunden“ auseinanderzusetzen?

Vergleichen wir zunächst das Potenzial. Die belarussische Armee hat 65.000 Soldaten und 20.000 Zivilbeschäftigte. Sie hat zwei operative Flügel, den westlichen und den nordwestlichen. Der westliche Flügel umfasst zwei mechanisierte und eine Artillerie-Brigade. Die nordwestliche Richtung wird von zwei motorisierten Schützenbrigaden abgedeckt. Nach offiziellen Angaben verfügt die belarussische Armee derzeit über 600 Panzer, etwa eintausend Schützenpanzer und über 300 selbstfahrende Artillerie-Geschütze und Haubitzen. Für diese kleine Republik ist das eine solide Panzer- und Artilleriefaust.

Eine Bekämpfung aller Luftziele, die das Hoheitsgebiet von Belarus überqueren, entspricht den russischen Interessen. Daher versorgte Russland seinen Nachbarn kostenlos mit modernsten Luftverteidigungssystemen. Infolgedessen verfügen die Weißrussen über eine Reihe von Luftabwehrsystemen, um den Himmel zu schützen. Das Arsenal umfasst S-300-, „Buk“- und „Tor“-Systeme. Der Stolz belarussischer Ingenieure ist das von ihnen entwickelte „Polonaise-Volley-Feuersystem“. Das System kann acht Objekte gleichzeitig in bis zu dreihundert Kilometern Entfernung bekämpfen. Nachdem das russische Verteidigungsministerium die Weißrussen mit modernsten Waffen versorgt hat, führt es auf seinen Übungsplätzen regelmäßig Schulungen für das Militär der Patronatsrepublik durch.

Drei Brigaden der „Special Operations Forces“ gelten als besonderer Stolz der Weißrussen. Das ist so etwas wie die russischen Spezialeinheiten der GRU. Die Weißrussen nennen sie „War Rex“ oder „Väterchens Leibgarde“. In der Militärdoktrin des Landes werden sie als „Schlüsselelement strategischer Abschreckung“ bezeichnet. Alle Brigaden sind trainiert, um Sabotage auf feindlichem Territorium durchzuführen – bis hin zu Angriffen auf Atom- und Wasserkraftwerke, Flughäfen, Staudämme und Wasserversorgungsunternehmen. Auch die Eliminierung von wichtigen Personen des Gegners gehört zu den Aufgaben dieser Truppe. Die „War Rex“ sprechen meist recht gut Polnisch, Englisch und Litauisch und können auf fremden Territorien durchaus als Einheimische durchgehen. Im Kriegsfall erhalten sie das Recht, jeden zu töten, der in der Lage ist, sie anzugreifen oder die Erfüllung ihrer Aufgabe zu verhindern. Sie werden regelmäßig gemeinsam mit russischen Spezialeinheiten geschult, nehmen an Prüfungen teil, tragen kastanienbraune Baskenmützen und haben Verbindung zu den russischen Spezialeinheiten „Alpha“ und „Vympel“.

Das Land verfügt über eine mehr als beeindruckende Mobilisierungsreserve – etwa 300.000 Mann. Dazu kommen mehr als 100.000 Reservisten der „Territorialverteidigungstruppen“. In Belarus werden sie „Volksrächer“ genannt. Die „Rächer“ haben Waffen, sie sind in Züge und Kompanien unterteilt, führen regelmäßig Schießübungen und Manöver durch. Oft enden diese Manöver, weit weg von den Ehefrauen, in Schock-Trinkpartys. Trotzdem können diese Territorial-verteidiger während eines Krieges den Gegner schwere Schäden zufügen. Den Informationen in den belarussischen sozialen Netzwerken nach zu urteilen, wartete diese ganze Armee von Paramilitärs während des Putsches im Jahr 2020 auf den Befehl, in die Hauptstadt zu eilen.

Die Streitkräfte Polens sind mit 120.000 Mann doppelt so groß wie die belarussischen. Sie haben ihre eigene Luftwaffe und Marine. Die technische Ausstattung der polnischen Armee lässt im Gegensatz zur belarussischen jedoch zu wünschen übrig. Die Polen nutzen immer noch Technik aus dem Erbe des Warschauer Pakts, die sie fast umsonst bekommen haben. Das Rückgrat ihrer Luftwaffe sind „Suchois“ und „MiGs“ aus der Sowjetzeit. Es gab auch einige F-35-Jäger der Amerikaner in Polen, die aber jetzt elegant über das Deck des Flugzeugträgers „Carl Vinson“ im Südchinesische Meer gleiten. Die bei den Amerikanern bestellten Mehrzweck-F-35 für Polen sind noch nicht eingetroffen. Die Polen haben einfach kein Geld, um sie zu bezahlen. Sie haben auch keines für moderne Raketensysteme der Luftabwehr.

Wenn es also zu einer Invasion kommen sollte, werden einige motorisierte Brigaden der Polen mit 200 alten sowjetischen Kampfpanzern T-72 sowie mit 500 Schützenpanzern und 250 Flugzeugen aus der Sowjetzeit antreten. Allerdings gibt es auch noch 250 Panzer „Leopard“ und die gleiche Anzahl polnischer Panzer PT-91 sowie 700 Schützenpanzer „Rosomak,“ was die Stärke der polnischen Panzerflotte mit der des Nachbarn vergleichbar macht. Bei der Luftverteidigung haben die Polen neben veralteten und nicht mehr einsatzbereiten sowjetischen Systemen nur die amerikanischen „Patriot“-Systeme, die allerdings vom amerikanischen Militär gewartet und betrieben werden.

Die Streitkräfte des anderen Nachbarn, Litauen, bestehen aus 6.000 aktiven Soldaten und 10.000 Reservisten in Stärke von drei Brigaden. Nach ehemaligen sowjetischen Maßstäben eine gut ausgerüstete Division. Die Stoßkräfte der Litauer sind drei motorisierte Schützenbataillone und eine Artillerieabteilung, ausgerüstet mit Rad- und Kettenfahrzeugen aus verschiedenen Ländern, von England bis Finnland. Bei der Artillerie gibt es 65 selbstfahrende Geschütze. Es gibt in Litauen keine eigenen Panzer und überhaupt keine eigenen Geschosswerfer. Die Luftwaffe ist mit zwei Flugzeugen und zehn Hubschraubern vertreten. Und die Luftverteidigungsausrüstung des Landes wird durch 18 in Schweden hergestellte tragbare „Rayrider“-Raketensysteme repräsentiert.

Wie sich die Ereignisse in einen Kriegsfall entwickeln würden, ist ein Geheimnis mit sieben Siegeln.

Es ist nicht nur wichtig, was ein Soldat isst oder was er denkt, sondern auch, was er innerlich fühlt. Es ist die Motivation eines Kämpfers und die Bereitschaft, im Kampf für sein Heimatland zu sterben. Hier sind die Weißrussen klar im Vorteil – sie müssen für ihre Heimat kämpfen und sterben. Die beiden Anderen werden sich für die imperialen Ambitionen ihrer Staaten opfern müssen.

Die belarussische Armee hat aber auch ihre eigenen internen und ziemlich ernsten Probleme. Die Armee entstand aus dem Gefüge der heterogenen belarussischen Gesellschaft. Formal ist die Armee dieses Landes international. Hier dienen Vertreter aller im Land lebenden Nationen und Völker. Aber um die Motivation zu erhalten und Verrat zu vermeiden, beschloss der belarussische Generalstab, die Einberufung ethnischer Polen und Litauer in die Armee zu begrenzen. Die Ereignisse in Minsk hätten sie dazu veranlasst. Die belarussischen Polen und Litauer spielten dabei eine Schlüsselrolle. Das traf den Stolz aller anderen ethnischen Polen im Belarus, die den Militärdienst als Ehrenssache und sozialen Aufstieg betrachten. Diese Begrenzung kritisierte der russische Generalstab. Moskau schätzt traditionell die Kampfqualitäten ethnischer Polen sehr und wollte, dass dieses Kontingent nicht verloren geht. Als Ergebnis wurde eine salomonische Lösung gefunden. Die erlaubt belarussischen Polen, unter Vertrag in der russischen Armee zu dienen. Infolgedessen sind viele Ureinwohner von Grodno und Vitebsk in russischen Militärstrukturen zu finden - in verschiedenen Teilen der Welt, von Karabach bis Syrien.

Aufgrund der Gesamtheit der Fakten ist davon auszugehen, dass im Falle eines kollektiven Angriffs Polens und Litauens auf Weißrussland weder die Litauer noch die Polen leichtes Spiel haben werden. Und im Falle einer Besetzung werden Partisanen wie nach der Besetzung von Belarus durch die deutschen Faschisten im 2. Weltkrieg in den belarussischen Wäldern und Sümpfen weiterkämpfen.

(Quelle: Moisejew, I., Swobodnaja Pressa, 9.02.22, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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