Israelische Luftangriffe in Syrien

Am 28. Dezember 2021, 03:21 Uhr, hat die israelische Luftwaffe vom Mittelmeer aus einen Luftangriff auf den Handelshafen Baniyas in der syrischen Provinz Latakia unternommen. Ein Video der Folgen des Angriffs wurde vom syrischen Staatsfernsehen ausgestrahlt. Der russische Luftwaffenstützpunkt Khmeimim liegt ca. 20 Kilometer südöstlich des angegriffenen Hafens. Damit war der israelische Angriff auch eine Bedrohung für die russischen Truppen in Syrien.

Die syrischen Luftverteidigungskräfte konnten den Luftangriff in der Nähe des Hafens nur  teilweise abwehren. Infolge des Angriffs wurde ein Containergelände getroffen, auf dem ein starkes Feuer ausbrach. Feuerwehrchef Muhannad Jaafar sagte, es wurden Behälter mit Öl und Fahrzeugteilen getroffen. Das Feuer konnte aber noch in der Nacht unter Kontrolle gebracht werden. An den umliegenden Wohngebäuden, am Krankenhaus und an Geschäften wurden schwere Schäden angerichtet.

Ein ähnlicher Angriff auf das Containergelände des Hafens von Latakia ereignete sich am 7. Dezember. Das russische Außenministerium verurteilte daraufhin den Angriff auf syrisches Territorium. Tel Aviv rechtfertigte die Attacke. Man habe für den Iran bestimmte Fracht vernichten wollen. Russland wies darauf hin, dass diese Art von Kriegführung gegen ein Drittland nicht zu akzeptieren ist. Abgesehen von völkerrechtlichen Aspekten dient der Hafen von Latakia als Umschlagplatz für  lebenswichtige Güter, die in Syrien dringend benötigt werden. Der Luftangriff richtete sich somit direkt gegen Syrien und dessen vom Krieg gepeinigte Bevölkerung.

Ein Angriff der israelischen Luftwaffe ereignete sich auch am 24. November 2021 in der Provinz Homs. In dieser Provinz befinden sich bei Shayrat und Tiyas zwei militärische Ausweichflugplätze, die auch von der russischen Luftwaffe genutzt werden. Somit bedrohen die Aktionen der israelischen Luftwaffe systematisch die russischen Soldaten in Syrien.

Der russische Militärexperte Konstandin Sikow ist der Meinung, dass die Israelis ständig provozieren, was natürlich ein unakzeptabler Verstoß gegen das Völkerrecht ist. Um das zu verhindern, gibt es nur eine Möglichkeit: Die israelischen Flugzeuge müssen abgeschossen werden. Auf dem russischen Stützpunkt Khmeimim sind neben den russischen Flugzeugen verschiedener Typen die Flugabwehr-Raketensysteme Pantsir-S1, Tor-M2U und S-400 im eingesetzt. Außerdem gibt es dort verschiedene Systeme der Funk-Elektronischen Kriegführung (Eloka).

Israel hat aber die russische Basis noch nie direkt angegriffen. Für die russischen Luftverteidigungssysteme der Basis besteht momentan die Hauptaufgabe darin, Drohnen der Terroristen abzuwehren. Drohnen werden meistens aus den nordöstlichen Regionen Latakias und den westlichen Regionen von Idlib gestartet. Nach den Bombenanschlägen zu Neujahr 2020/2021 wurden alle russischen Flugzeuge mit speziell angefertigten „Schutzhüllen“ bedeckt. In Khmeimim ist auch das Bodenkontingent stationiert, das die Basis schützt. Natürlich unterstützt die russische Luftverteidigung die syrische Luftverteidigung besonders bei der Zielbestimmung und Zielzuweisung. Infolgedessen wurden einige von Israel auf das syrische Territorium abgefeuerte Raketen unter Beteiligung des russischen Militärs abgeschossen. Ganz zu schweigen davon, dass die Syrer mit russischer Technik ausgerüstet sind, die sowohl aus Sowjetzeiten übrig ist, als auch mit der, die Russland später an Syrien verkaufte.

Vor kurzem hat Israel den Schwerpunkt seiner Luftangriffe auf die Provinz Latakia verlagert, wo Tartus und Baniyas die Orte sind, an denen iranische Tanker anlegen. Syrien braucht das Öl, um angesichts der Treibstoffknappheit zu überleben. Über dieselben Häfen kann der Iran auch verschiedene Waffen für die Hisbollah einführen. Es gab auch israelische Angriffe auf iranische Tanker vor der syrischen Küste. Dem Iran wiederum werden Angriffe auf Tanker mit Öl aus Saudi-Arabien für Israel in der Straße von Hormus vorgeworfen.

Der russische Marinestützpunkt in Tartus kann helfen, die Basis Khmeimim vom Meer aus zu schützen. Schiffe der russischen Marinegruppe, die im östlichen Mittelmeer operiert, legen oft in Tartus an. Im Wesentlichen sind das Schiffe der Schwarzmeerflotte, z.B. die Mehrzweckfregatte „Admiral Makarow“, Patrouillenboote und U-Boote. Manchmal kommen auch Schiffe von anderen russischen Flotten nach Tartus.

Das russische Militär ist auf offizielle Einladung von Damaskus in Syrien. Ebenso der Iran, der in dieser Region mit Russland eigentlich verbündet sein sollte. Daher erfolgt jede russische militärische Hilfe für Syrien im Rahmen des geltenden Völkerrechts. Das gleiche kann man nicht über die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten wie z. B. die Türkei sagen. Moskau kann die Bedrohung seiner Stützpunkte durch eine engere Abstimmung mit Teheran verringern. Um zu verstehen, wie Russland im Zusammenhang mit den Angriffen der israelischen Luftwaffe in Syrien vorgehen sollte, muss man Klartext reden. Es gibt in Syrien ein Interessendreieck von Russland, Syrien und dem Iran. Israels Angriffe zielen häufig auf sogenannte iranische Ziele in Syrien. Oft treffen diese Angriffe ihr Ziel und sie sind nicht weit von der russischen Basis Khmeimim entfernt. Aber direkte Angriffe auf russische Einrichtungen sind für Israel bisher tabu. Das bedeutet, dass Russland mit dem Iran vereinbaren sollte, dass Teheran die Luftsicherheit vollkommen an das russische Militär in Syrien überträgt und einen Teil der Sicherheitsbefugnisse den Russen übergibt und somit unter dem russischen Dach steht. Aber eine solche Vereinbarung gibt es nicht. Der Iran spielt eine Art unabhängiges Spiel in Syrien, das Israel immer wieder zu Angriffen ermutigt.

(Quelle: Aksenow, S., Swobodnaja Pressa, 28.12.21, redaktionell bearbeitete Übersetzung)

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