Griechenland wird US-Logistikbasis

Zukünftig können US-Truppen fast alle griechischen Militäreinrichtungen nutzen und neue Militärstützpunkte einrichten. Das neue Abkommen über die Militärkooperation mit den USA wurde mit den Stimmen von 175 Abgeordneten des griechischen Parlaments angenommen (33 Gegenstimmen, 80 Enthaltungen). Damit wird das NATO-Land noch stärker an die westliche Führungsmacht gebunden. Dafür gibt es zumindest drei Gründe: Erstens sorgt die verstärkte Militärkooperation dafür, dass Griechenland trotz der massiven sozialen Verwerfungen und der daraus resultierenden fragilen politischen Kräfteverhältnisse immer zuverlässig kontrolliert werden kann. Zweitens wird das Land gegenüber dem NATO-Nachbarstaat Türkei militärisch aufgewertet. Es ist ein subtiles Signal an Ankara. Denn die pragmatische Annäherung der Türkei an Russland auch im militärtechnischen Bereich (Kauf der S-400-Systeme) bereitet den US-Strategen seit geraumer Zeit Unbehagen – nicht nur aus militärischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen. Und schließlich stärkt der neue Stützpunktvertrag nicht nur die Südflanke der NATO, sondern sichert westlichen Einfluss in einem Land, das mit seiner Infrastruktur wichtiger Teil der von China initiierten Neuen Seidenstraße sein wird. Die historische Erfahrung zeigt, dass US-Stützpunkte, die auf der Grundlage von Stationierungsverträgen dauerhaft eingerichtet werden, als Korsettstangen für die Juniorpartner wirken und der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik erhebliche Einflussmöglichkeiten im Aufnahmeland bescheren. Dabei geht es nicht nur um die US-konforme Konditionierung der nationalen Streitkräfte und der (militär-)politischen Entscheidungsgremien, sondern auch um Einschränkungen der Souveränität von Aufnahmestaaten durch die Einräumung diverser Sonderrechte für US-Militärpersonal und US-Einrichtungen sowie um wirtschaftliche Abhängigkeiten im Gefolge amerikanischer Investitionen. Der Vertrag mit Griechenland erweist sich vor diesem Hintergrund als Teil der US-Strategie, die europäischen NATO-Verbündeten durch Ausbau militärischer Präsenz zu disziplinieren und außenpolitisch von Alleingängen abzuhalten, die amerikanische Interessen tangieren könnten.

von Redaktion (Kommentare: 0)

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